Der rechtsextreme israelische Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, hat heute den Tempelberg in Jerusalem besucht und dort nach eigenen Angaben gebetet. Damit verstieß er gegen die seit Jahrzehnten geltenden Regeln für die heilige Stätte in der Jerusalemer Altstadt.
Der Hügel ist eine der sensibelsten Orte im Nahen Osten. Er ist die heiligste Stätte des Judentums und zugleich die drittheiligste Stätte des Islam, wo sich die Al-Aksa-Moschee befindet. Nach einer seit Jahrzehnten geltenden Vereinbarung wird die Anlage von einer jordanischen Stiftung verwaltet. Juden und Jüdinnen dürfen sie besuchen, aber nicht dort beten. Andeutungen, dass Israel die Regeln ändern könnte, hatten in der Vergangenheit zu Gewaltausbrüchen geführt.
„Alle roten Linien überschritten“
Ein Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Besuch. Ben-Gvir habe „alle roten Linien überschritten“. Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die US-Regierung, müsse unverzüglich eingreifen.
Ben-Gvir teilte mit, er habe für einen Sieg Israels über die islamistische Hamas im Gazastreifen und für die Rückkehr der dort festgehaltenen Geiseln gebetet. Er hatte die Stätte bereits früher besucht und gefordert, jüdische Gebete dort zuzulassen.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte daraufhin erklärt, das sei nicht die Politik Israels. Sein Besuch fand am jüdischen Fastentag Tischa beAv statt, an dem der Zerstörung der beiden antiken jüdischen Tempel an diesem Ort gedacht wird.